Zur semantisch-kognitiven Struktur der Ganzes-Teil-/ Teil-Ganzes-Metonymie im Deutschen

Authors

  • Hans-Harry Drößiger Universität Vilnius

Abstract

Vor dem Hintergrund kognitionslinguistischer Forschungen, insbesondere seit Ullmann, der seinerzeit in die Definition der Metonymie den Begriff der Kontiguität („contiguity“) einbrachte, wonach die Metonymie eine Bedeutungsverschiebung auf der Grundlage der Kontiguität sei, sowie als konzeptuelle Metonymie seit Lakoff/Johnson (1980), beschäftigt sich der Beitrag besonders mit den klassischen Metonymiekonzepten Teil-Ganzes-/ Ganzes-Teil-Metonymie, um das Diskurspotenzial dieses Phänomens für den publizistischen Diskurs auf der Grundlage seiner semantisch-kognitiven Eigenschaften herauszuarbeiten. Es wird davon ausgegangen, dass metonymische Konzepte eine innere Systematik aufweisen, die nicht bloß als ein statisches Kontiguitätsphänomen zu betrachten sind, sondern in erster Linie eine Menge dynamisch zu verstehender Verschiebeprozeduren innerhalb eines kognitiven Modells darstellt. Der Schwerpunkt der exemplarischen Analysen besteht darin, häufig vorkommende Körperteilmetonymien, die als Ausdruck metonymisch-kognitiver Prozesse erscheinen, im publizistischen Diskurs zu erfassen, exemplarisch zu beschreiben und ihr Wirkungspotenzial zu erklären. Metonymische Verschiebungen können innerhalb eines Konzeptes in mehrfacher Weise erfolgen. Die traditionell so genannte Ganzes-Teil-/ Teil-Ganzes-Metonymie erscheint auf diese Weise intern strukturiert. Drei Varianten dieser internen Struktur metonymischer Verschiebungen lassen sich unterscheiden: (1) formale Verschiebungen, die typischerweise durch die Teil-Ganzes-Metonymie repräsentiert werden, wobei das Referenzobjekt als Abstraktion in einer Verschiebungsstufe fokussiert wird; (2) wesenhafte Verschiebungen, die typischerweise durch Teil-Ganzes-, aber auch Ganzes-Teil-Metonymie repräsentiert wird, wobei das Referenzobjekt durch mehrstufige Verschiebungen fokussiert wird; (3) perspektivische Verschiebungen, die typischerweise als Teil-Ganzes-Metonymie erscheinen, wobei mit dem Referenzobjekt eine außerhalb von ihm liegende Perspektive verknüpft ist.

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Published

2006-12-15

Issue

Section

APLIED LINGUISTICS